Rückblick 3. SMART CITY LOGISTIK Kongress
Der 3. SMART CITY LOGISTIK Kongress versammelte am 1. und 2. Juni 2016 Fahrzeugentwickler, Logistiker und Spezialisten rund um das Thema Elektromobilität in der Logistik auf den Dornburger Schlössern nahe Jena. Über 100 Kongressgäste diskutierten Fortschritte und Herausforderungen beim Einsatz alternativer Antriebe, informierten sich zu neuen Entwicklungen bei Elektronutzfahrzeugen und konnten diese auch live testen.
Der erste Tag stand ganz im Zeichen des wirtschaftlichen Einsatzes von Elektronutzfahrzeugen. Hersteller präsentierten ihre Beiträge zu batterieelektrisch betriebenen Nutzfahrzeugen vom E-LKW bis zu Konzepten für automatisierten Schnellverkehr. Einblick in ihre Erfahrungen beim täglichen Einsatz gaben Anwender aus verschiedenen Branchen, z.B. aus der Zeitungsauslieferung oder dem Handwerk. Besondere Aufmerksamkeit galt den Ergebnissen des SMART CITY LOGISTIK Forschungsprojekts, das auf drei Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblickte.
Am zweiten Tag diskutierten Gäste und Veranstalter in vier Workshops intensiv über relevante Aspekte der Elektromobilität, z.B. welche technischen Anforderungen die Integration von E-Fahrzeugen an gewerbliche Nutzer stellt. Die rege Beteiligung an den Workshops ebenso wie die fortgeführten Gespräche nach Vorträgen und beim Kongressdinner zeigten, dass die Bereitschaft zum elektromobilen Wirtschaftsverkehr keine Ausnahmeerscheinung mehr darstellt.
Große Verantwortung liegt aber auch auf Seiten von Bund und Ländern, innovativen Entwicklungen den Weg zu ebnen. Das betonte der Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee in seinem Grußwort, der für Thüringen verstärkt auf den Mittelstand und damit auch Logistiker setzen will. Nicht den alleinigen Fokus auf den privaten Sektor legen, so lautet seine Aufforderung an die Bundesregierung. Das sollte auch die Förderung von Anschlussprojekten beinhalten.
Programm des 3. Kongresses SMART CITY LOGISTIK
Vorträge aus dem Projektkonsortium SMART CITY LOGISTIK Erfurt
Leiter Entwicklung, DAKO STS GmbH & Co. KG
Vorstellung von Projektergebnissen und Feldtest aus SMART CITY LOGISTIK
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Digitale Transformation als Schlüssel für Logistik 4.0
Fachhochschule Erfurt
Elektrofahrzeuge in der gewerblichen Nutzung: Anforderungen, Erfahrungen und Potential aus technischer Sicht
Geschäftsführer, eLOG Systembetrieb GmbH
Medikamentenauslieferung mit Elektrofahrzeugen
Aspekte der Elektromobilität im gewerblichen Einsatz
Geschäftsführer, INNOMAN GmbH
Netzwerk eMobilityCity – Vermarktungsinitiativen für die Elektromobilität
Ferdinand-Walther GmbH
Ladeinfrastruktur für den gewerblichen Verkehr – Anforderungen und Lösungsansätze
Elektrofahrzeuge für die Logistik
Team Leader, Hybrid & Electric Vehicle Technology, Benteler Engeneering Services B.V.
Der Weg von einem Personal Rapid Transit (PRT) zu einem Group Rapid Transit (GRT) System
aus der Sicht des Fahrzeugentwicklers
Impulsvorträge und Zusammenfassung
Die parallel durchgeführten Expertenworkshops mit den Themen „Einsatzkonzepte und Geschäftsmodelle für die elektromobile Logistik“, „Digitale Transformation als Schlüssel für Logistik 4.0“, Herausforderungen bei der Implementierung einer Smartphone-basierten Fahrerunterstützung“, „Telmatiksysteme für eFahrzeuge“ sowie „Elektrofahrzeuge in der gewerblichen Nutzung – Anforderungen, Erfahrungen und Potential aus technischer Sicht“ boten eine hervorragende Plattform für den Transfer der gewonnen Erkenntnisse aus dem Projekt SMART CITY LOGISTIK sowie den Erfahrungsaustausch mit anderen Projekten und vor allem interessierten Logistikern.
Workshop I - Einsatzkonzepte und Geschäftsmodelle für die elektromobile Logistik
Fraunhofer IPK Berlin
E-Nutzfahrzeuge mit Batteriewechselsystemen
NaNu! Mehrschichtbetrieb und Nachtbelieferung mit elektrischen Nutzfahrzeugen
Zusammenfassung Workshop I
Mit 35 Teilnehmern unterstrich der Workshop das ungebrochene Interesse der Branche an den praktischen Aspekten beim Einsatz von Elektromobilität in Nutzfahrzeugflotten. Anwender und Forscher setzten sich kritisch mit den Chancen, aber auch Risiken und Herausforderungen des Themas auseinander. Denkbare politische Anreize kamen dabei ebenso zur Sprache wie die organisatorischen und strukturellen Veränderungen in den betroffenen Unternehmen. Als thematischer Dauerbrenner stellte sich die Diskussion um Ladezeiten heraus, die mit den derzeitigen technischen Mitteln immer wieder starke Einschränkungen für Anwender bedeuten. In den lebhaften Diskursen entwickelten die Teilnehmer eine Reihe von neuen Ideen und Vorschlägen für Elektromobilität im Transportgewerbe.
Workshop II - Digitale Transformation als Schlüssel für Logistik 4.0
IVM Institut für Vernetzte Mobilität gGmbH
Vernetzte Mobilität - Transformation der Wertschöpfung
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Akzeptanz und Systemgestaltung in der digital unterstützten Logistik
Zusammenfassung Workshop II
Auftakt des Workshops bildete die Diskussionsrunde „Was ist Industrie 4.0?“ Auch wenn es schwer fällt, den Begriff mit einer formalen Definition zu fassen, war das allgemeine Verständnis dafür unter den Teilnehmern sehr ähnlich und beinhaltete Schlagworte wie Digitalisierung, Big Data und intelligente Systeme. Der Innovationsstau in der Verlagsbranche wurde dabei ebenso thematisiert wie die Interaktionen zwischen Mensch und Technik und die Auswirkungen der Digitalisierung auf Produktion und Logistik.
Die anschließende Graffiti-Runde beschäftigte sich mit dem zukünftigen digitalen Arbeitsplatz in der Logistik. Dabei beleuchteten die Teilnehmer die Rollen von Disponent und Fahrer, erörterten die Werkzeuge der digitalen Logistik und sprachen über die Grenzen des digitalen Arbeitsplatzes. Zum Abschluss des Workshops erarbeiteten alle gemeinsam eine Roadmap zur digitalen Transformation der elektromobilen Logistik. Die dabei teilweise bis ins Jahr 2100 vorgreifenden Gedanken betrafen die beteiligten Akteure und ihre Beiträge ebenso wie Arbeitsprozesse und -bedingungen, Technologie und Datenmanagement sowie die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.
Workshop III - Smartphone-basierte Fahrerunterstützung
Navimatix GmbH
Herausforderungen bei der Implementierung einer Smartphone-basierten Fahrerunterstützung
Navimatix GmbH
Datenauswertung zur Optimierung der elektromobilitätsspezifischen Funktionen
Zusammenfassung Workshop III
Anwender stellen hohe Anforderungen an eine mobile Applikation zur Fahrerunterstützung im elektromobilen Wirtschaftsverkehr: Stabilität, flexible Ansichten und aussagekräftige Informationen. Die Entwicklung muss daher sicherstellen, dass die Anwendung nicht nur absolut zuverlässig funktioniert, sondern sich auch einfach in die vorhandenen Datensysteme integrieren lässt. Softwarekomponenten wie MQTT, Thrift und protobuf ermöglichen Datenkonsistenz, -sicherheit sowie eine hohe Datennutzungsrate und garantieren Stabilität.
Der Zugriff auf interne und externe Sensoren bildet die Grundlage für die notwendigen Aussagen zu Restreichweite und Tourerfolg. Innerhalb der App muss der Fahrer einfach und ohne Informationsverlust zwischen Navigation, Auftragsinformationen und Tourfortschrittsanzeigen wechseln können. Nur durch aufwendige Eigenentwicklungen lassen sich alle diese Anforderungen gleichzeitig erfüllen.
Workshop IV - Technische Aspekte der gewerblichen Nutzung von E-Fahrzeugen
Zusammenfassung Workshop IV
Im gewerblichen Verkehr spielen Aspekte wie eine genaue und stabile Reichweitenprognose eine ebenso große Rolle wie die Schnellladefähigkeit, eine effektive Klimatisierung und genormte Schnittstellen zur Bereitstellung von Fahrzeugdaten in Echtzeit. Eine Standardisierung der Ladeinfrastruktur nicht nur an der Ladesäule, sondern auch am Fahrzeug ist dringend geboten, um die Akzeptanz und die Kundenfreundlichkeit zu heben. Bereits das Einparken an der Ladesäule ist häufig ein Stolperstein, weil die Parknischen eng umbaut und die Ladestecker an den Fahrzeugen sehr unterschiedlich zugänglich sind. Das Hantieren mit dem Ladekabel bei Wind und Wetter sollte zudem verschmutzungsarm und so einfach wie möglich sein. Abhilfe würde hier eine Normierung der Ladekabel und die dann mögliche Integration derselben in die Ladesäule schaffen.