Rückblick 8. SMART CITY LOGISTIK Kongress
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit dem 8. SMART CITY LOGISTIK Kongress kehrt diese deutschlandweit einzigartige Veranstaltungsreihe an ihren Ursprungsort zurück: den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Jena im Herzen von Thüringen. Es freut mich besonders, dass diese Plattform für viele Teilnehmer und aktiv Involvierte bereits ein fester Termin im Jahreskalender geworden ist und dass unser Netzwerk ein stetiges Wachstum aufweist. Denn gerade die hier vertretene Vielfalt von Menschen, die aktiv vorausdenken und handeln, statt sich mit „Greenwashing“-Feigenblättern zu schmücken, macht auch angesichts massiver Herausforderungen der Gegenwart Hoffnung für die Zukunft.
Ob großer Konzern, kleines Start-Up oder Familienunternehmen, ob Hersteller schwerer elektronisch angetriebener LKW oder urbaner Fahrradkurier: der SMART CITY LOGISTIK Kongress bietet die Chance, gemeinsam ausgetretene Pfade zu verlassen, neue Perspektiven zu entdecken und im Dialog innovative Lösungen zu entwickeln.
Mit der folgenden Dokumentation des diesjährigen Kongresses laden wir Sie ein, die dort gemachten Eindrücke Revue passieren zu lassen und den Kongress erneut als Basislager für einen gemeinsam beschrittenen Weg in Richtung Nachhaltigkeit anzusehen.
Herzlich Ihr
Thomas Becker,
Konsortialführer SMART MULTI-USE LOGISTIK
Geschäftsführer DAKO GmbH
Impressionen
Impulse aus dem Forschungsprojekt SMART MULTI-USE LOGISTIK
Das Projekt SMART MULTI-USE LOGISTIK im Spannungsfeld zwischen Forschung und Praxis
Dr. Harald Hempel, DAKO GmbH
Bereits auf dem vergangenen SMART CITY LOGISTIK Kongress wurde das bundesgeförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekt >>SMART MULTI-USE LOGISTIK vorgestellt. Dr. Harald Hempel, Leiter des Bereichs Innovation und Forschung beim Konsortialführer DAKO GmbH, stellte nun den Projektstand nach zwei von drei Förderjahren vor. Die Ausgangslage ist weiterhin geprägt durch massiv ansteigende Paketmengen bei den KEP-Dienstleistern, sinkende Abozahlen und erhöhten Kostendruck bei den Verlagslogistikern sowie einen eklatanten Fahrermangel in der gesamten Transportbranche.
In seinem Vortrag veranschaulichte Dr. Hempel vor allem die vielfältigen Herausforderungen aus der Praxis eines live implementierten Sendungsaustausches zwischen den Projektpartnern in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Dabei gewährte er Einblick in die komplexen Prozesse, die zur Erreichung eines zentral, digital gesteuerten Sendungsmanagements erforderlich sind und wie viele unterschiedliche Interessen von verschiedenen Stakeholdern für die Koordination und Standardisierung Beachtung finden müssen. Die Projektpartner haben all diese Hürden inzwischen genommen und tragfähige Strukturen implementiert, die es erlauben, auch neue Partner in das Netzwerk zu integrieren. Hierfür sollte der diesjährige SMART CITY LOGISTIK Kongress als Startpunkt dienen und ein Workshop am zweiten Kongresstag umfassendere Informationen bieten.
Was kann künstliche Intelligenz leisten? Im Alltagsleben und im Projekt SML
Prof. Dr. Nils Boysen, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Als Experte für Operations Management und Algorithmik stellte Prof. Dr. Boysen anschaulich dar, wie sich mittels künstlicher Intelligenz die jeweils effizientesten bzw. kostensparendsten Tourenschnitte für das Sendungsmanagement im Projekt >>SMART MULTI-USE Logistik realisieren lassen. Der künstlichen Intelligenz zugrunde liegen s.g. neuronale Netzwerke. Die Algorithmen orientieren sich an den biologischen Funktionen des menschlichen Gehirns.
Prof. Boysen und seine Kollegen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena setzen künstliche Intelligenz ein, um Tourkosten effektiv zu schätzen. Hierfür werden die Algorithmen zunächst mit den Tourdaten aller Projektpartner angelernt („Deep Learning“). Die so angelernten Algorithmen können anschließend sehr schnell und mit bis zu 98%-iger Wahrscheinlichkeit die Kosten neuer Touren berechnen und schaffen damit die Grundlage für einen effizienten Sendungsaustausch.
Der Weg zur eigenen Paketlogistik
Ken Hollmann, Leipzig Logistik GmbH
Ein Verlagslogistiker, der im Rahmen des Projekts >>SMART MULTI-USE LOGISTK den Sprung hin zu einer Paketlogistik mit Eigenzustellung geschafft hat, ist die Leipzig Logistik GmbH. Ken Hollmann berichtete aus erster Hand, wie man im Testgebiet Delitzsch seit dem Sommer 2021 die Zustellung und Abholung von Paketen mit der bisher bereits angebotenen Briefzustellung kombiniert habe. Neben der Erweiterung bisheriger Services für die Endkunden habe dies für das Unternehmen vor allem zu einer Kosteneinsparung aufgrund der stärkeren Auslastung sowohl der Zustellfahrzeuge als auch bereits bestehender Infrastrukturen gesorgt.
Aus eigener Erfahrung konnte Hollmann von den dafür notwendigen Prozessen berichten, die vor allem auch eine geeignete Schulung für die Mitarbeiter in der Zustellung/Abholung im Depot und Briefsortierzentrum beinhalteten. Auch die Tourenplanungssoftware und die App, welche direkt auf den Fahrzeugen zur Dokumentation der Zustell- und Abholprozesse verwendet wird, mussten gemeinsam mit Netzwerkpartnern auf die neuen Bedürfnisse angepasst werden.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt SMART MULTI-USE LOGISTIK finden Sie >>hier.
Elektromobilität: Technologie und ihr Einsatz
Die größten Fehler in der Praxis – Was bei der Ladeinfrastruktur einer gewerblichen Flotte nicht vergessen werden darf
Dr. Ola Pronobis, Intelligent Energy System Services GmbH
Funktionierende Elektromobilität für gewerbliche Nutzung hängt nicht zuletzt von der geeigneten Ladeinfrastruktur ab. So selbstverständlich, wie diese Aussage klingt, so viele Fehlerquellen bzw. Hindernisse können sich im Detail verbergen. Dr. Ola Pronobis wollte aus ihrer langjähriger Erfahrung heraus aufklären, welche vermeidbaren Negativszenarien es in diesem Zusammenhang gibt. Sie trat für einen ganzheitlichen Ansatz ein, der bereits bei der Geschäftsmodellierung ansetzt und unter anderem folgende Punkte berücksichtigt: die aktuellsten Informationen zu Fördermöglichkeiten, politische Entscheidungen, technische Entwicklungen und Fahrzeuge, die gemeinsame Planung von Fahrzeugflotte und Ladeinfrastruktur mit genügend Vorlaufzeit, sowie baurechtliche Vorgaben und viele weitere Aspekte.
Paradigmenwechsel auf der letzten Meile – Ergebnisse aus dem Projekt Paket-KV-MD
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek, Otto-von Guericke-Universität Magdeburg
Ausgangspunkt des Vortrags von Prof Dr.-Ing. Zadek waren die komplexen Problemlagen, denen sich Paketdienstleister aktuell und zukünftig gegenübersehen. Seit Jahren schnellen Paketmengen, die Anzahl der Zustelladressen sowie der Umfang der Kundenbedürfnisse in die Höhe. Und während die Unternehmen der Branche versuchen, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, dürfen sie auch das Ziel der Emissionsreduzierung bei gleichzeitiger Erhaltung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit nicht aus den Augen verlieren. Gerade im innerstädtischen Bereich sind bisherige Ansätze zur Lösung dieser komplexen Problemkonstellation gescheitert, weil sie nicht Teil eines größeren Gesamtkonzeptes waren. Das Projekt Paket-KV-MD2 verfolgt in Magdeburg den so genannten „Hub-and-Spoke“-Ansatz, bei dem Pakete zur Kommissionierung an ein zentrales Urban Hub geliefert werden, um von dort aus auf kleinere Micro Hubs in der ganzen Stadt verteilt zu werden. Hier können die Pakete dann entweder direkt abgeholt oder aber per Lastenfahrrad zugestellt werden können.
Der Bring – Der Weg zum Schwerlastenfahrrad
Stefan Kruschel, BAYK AG
Dass, im wahrsten Sinne des Wortes, tragfähige Lösungen für den innerstädtischen Transportverkehr auch als Nebenprodukt der Werbewirtschaft entstehen können, bewies Stefan Kruschel mit seinem Vortrag. Sein Unternehmen BAYK AG entwickelte die ursprüngliche Idee einer beweglichen Werbefläche auf Fahrradtaxis weiter und begann mit der Produktion optimierter Lastenfahrräder für den urbanen Einsatz. Mit der Unterstützung eines Elektromotors, hoher Wendigkeit, großem Stauraum und Rückwärtsgang bieten die Cargobikes nun sehr viel mehr als Werbeflächen und könnten sich zu einer Mobilitätsalternative auch jenseits des reinen Liefer- und Transportgeschäfts entwickeln. Die Werbeeinnahmen könnten aber als Teil des Geschäftsmodells weiterhin mitgedacht werden, wenn die Flächen auf dem Container nicht für das Eigenbranding genutzt werden.
Elektromobilität in der logistischen Praxis
Kollektive Radlogistik – von leicht bis schwer
Nick Kempka und Leon Imeri, Fulmo Kurierunion GbR
Der Bereich der Citylogistik ist leider nicht dafür bekannt, besonders faire Arbeitsverhältnisse für die Zusteller zu bieten. Aus dieser Erfahrung heraus gründeten einige Enthusiasten ein Unternehmen für kollektive Radlogistik, welches heute Waren und Sendungen unterschiedlichster Art transportiert. Nach einer Vorstellung ihres Geschäftsmodells, ihrer Firmenphilosophie und ihres Fuhrparks gewährten Nick Kempka und Leon Imeri Einblicke in einige der Herausforderungen, denen sie aktuell gegenüberstehen. Auch bei ihnen wachsen mit der Auftragslage der Personalbedarf, die Ansprüche an die IT sowie die Notwendigkeit zur internen Abstimmung. Denn anders als in hierarchisch aufgebauten Unternehmen werden bei der Fulmo Kurierunion sämtliche Entscheidungen nach dem Konsensprinzip getroffen. Trotz der Schwierigkeiten, die das im Geschäftsalltag mit sich bringen kann, entwickelt das Team aber Visionen für die Zukunft und plant unter anderem eine Diversifikation der eigenen Arbeitsfelder.
Nachhaltige Lebensmittellogistik aus Sicht eines Großhändlers
Christian Teichmann, NaKoRegio GmbH & Co. KG
Jenseits urbaner Ballungszentren hat Christian Teichmann seine Ideen in die Schaffung eines nachhaltig arbeitenden Logistikunternehmens übersetzt. In seinem Vortrag machte er deutlich, dass Wandel graduell erfolgen müsse. Bei seinem Start im elterlichen Fuhrbetrieb, strebte er zunächst eine Emissionsreduzierung an und entwickelte über die Umstellung auf alternative Antriebskonzepte Stück für Stück auch ein ganzheitliches Geschäftsmodell, welches sich der Förderung nachhaltiger, lokaler und ökologischer Produktion im Lebensmittelsektor zuwendet. Sein Prinzip: gute Kontakte zu den Produzenten der Region, Bündelung von Warenströmen und zentrale Auslieferung an den Lebensmitteleinzelhandel mittels elektrifizierter Flotte. Teichmann betonte, dass sich mit zeitgemäßen Lösungen auch Chancen für kleinere Unternehmen ergäben, bei großen Geschäftspartnern Erfolg zu haben.
City-Logistik weiter gedacht
Frank Schmähling, memo AG
Dass ein einzelnes Unternehmen einen großen Einfluss auf den ökologischen Wandel nehmen kann, stellte Frank Schmähling in seiner Vorstellung der memo AG dar, einem Traditionsunternehmen, welches seit 1989 nachhaltig und fair produzierte Produkte anbietet. Auch in Sachen Logistik und Transportmittel wird nichts dem Zufall überlassen. So setzt Schmähling auf die firmeneigenen Transportboxen im Leihmodell und auf ein großes Partnernetzwerk in 13 größeren Städten Deutschlands. Letzteres sorgt dafür, dass die Warenlieferungen an ein zentrales Hub gehen können und von dort aus emissionslos von Fahrradlogistikern aufgenommen und in der Stadt verteilt werden. Die örtlichen Unternehmen, wie z.B. die Fulmo Kurierunion in Leipzig, erhalten die Sendungsinformationen bereits am Vorabend per API und können sich dementsprechend einrichten. Die Wahl des Lieferdienstes obliegt aber letztlich den Endkunden.
Die letzte Meile unter Strom – unser Weg zur emissionsfreien Innenstadt
Gerd Seber, DPD Deutschland GmbH
Den Herausforderungen bei der Umstellung auf elektromobile Flotten für den innerstädtischen Bereich bei einem großen KEP-Dienstleister widmete sich Gerd Seber von DPD. Da das Volumen der durch Lastenfahrräder transportierbaren Sendungen zu gering sei, gebe es weiterhin keine wirtschaftliche Alternative zu größeren Lieferfahrzeugen für sein Unternehmen. Seber stellte verschiedene Projekte aus der Vergangenheit vor, bei denen bereits emissionsärmere Zustelloptionen getestet worden sind. Aus den dort gewonnenen Erfahrungen fasste er dann seine Wünsche für die Zukunft zusammen: eine konsequente und schnell agierende Förderungspolitik durch den Bund, eine Entwicklung von Fahrzeugen mit geeignetem Ladevolumen und hoher Reichweite durch die Hersteller sowie eine Unterstützung durch die Kommunen in Sachen Ladeinfrastruktur und Flächen für geeignete Depots im Innenstadtbereich.
VISION mobility THINK TANK
E-Vans für die letzte Meile: Angebot, Einsatz, Problemlösungen
Moderation: Robert Domina, HUSS Verlag
Gäste: Paul Joshua Gram, BPW Bergische Achsen KG | Hauke Lapschies, IO-Dynamics GmbH | Christoph Wede, Quantron AG
Wie gewohnt stand der zweite Tag des SMART CITY LOGISTIK Kongresses ganz im Zeichen des ungezwungenen Austauschs zwischen Referenten und Besuchern der Veranstaltung. Den Anfang dafür machte erneut der Vision Mobility THINK TANK. Unter der Moderation von Robert Domina, Redakteur für Test und Technik beim HUSS Verlag, versammelten sich auf dem Podium drei Referenten, die als Gesprächspartner für alle Themen rund um die neuesten Entwicklungen im Bereich von elektromobilen Transportern und LKW sowie um die digitale Optimierung von Ladeinfrastrukturen fungierten. Im Anschluss an drei kurze Impulsvorträge wurden die Konkurrenzfähigkeit kleiner Hersteller gegenüber den großen Marken der OEMs, die Förderlandschaft für die Umstellung von Fuhrparks, die aktuelle Liefersituation für Akkus und Ladeinfrastruktur sowie Modelle für die Zukunft regenerativer Stromerzeugung und -einspeisung diskutiert.
Workshops
Workshop I: Kooperative Paketlogistik – Das Projekt SMART MULTI-USE LOGISTIK öffnet sich
Moderation: Dr. Tina Haußen und Jonathan Schernus, DAKO GmbH
Das Forschungsprojekt SMART MULTI-USE LOGISTIK ermöglicht bereits nach zwei von drei Jahren der Förderzeit die bundesländerübergreifende Kooperation im Bereich der Paketlogistik. Verbunden mit der Einladung, dem Projekt beizutreten und ein Teil dieses Erfolges zu werden, widmete sich der Workshop der digitalen Technologie hinter dem Projekt. In einer Live-Präsentation wurden alle Stationen und Rollen durchlaufen, die ein Paket auf dem Weg vom Versender zum Empfänger im SML-Projekt nimmt. Die digitale Plattform besitzt dabei für jeden Nutzer eine geeignete Oberfläche, auf der genau die Informationen eingespeist oder eingesehen werden können, die für die jeweilige Einzelaufgabe im Transportprozess notwendig sind. Anschließend konnten in einer offenen Diskussion die Meinungen und Fragen des Publikums zum Projekt eingehend besprochen werden. Hierbei wurden auch die rechtlichen und koordinatorischen Prozesse vor und während einer Aufnahme in das Netzwerk noch einmal ausführlicher thematisiert.
Kooperative Paketlogistik – Das Projekt SMART MULTI-USE LOGISTIK öffnet sich
Dr. Tina Haußen und Jonathan Schernus, DAKO GmbH
Impulsvortrag: Rahmenbedingungen für die kooperative Paketlogistik
Daniel Stegmann, INNOMAN GmbH
Workshop II: Waren mit der Tram on Tour – smarte Logistik oder zum Scheitern verurteilt?
Moderation: Christian Vollrath, Fachhochschule Erfurt
Impulse von: Lukas Weber, LaLog Landlogistik GmbH | Alexander Wyrowski, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Schon seit dem Aufkommen öffentlichen Personennahverkehrs im 19. Jahrhundert gibt es Ansätze dafür, diesen auch für den Transport von Waren, Rohstoffen und Postsendungen zu nutzen. Gerade im ländlichen Raum könne man auch heute noch sinnvolle Synergieeffekte und einen ökologischen Mehrwert schaffen, wenn man den nicht vollständig ausgelasteten ÖPNV zusätzlich für den Gütertransport nutze. Nach der Vorstellung solcher Modelle in der Praxis, drehte sich die anschließende Diskussion vor allem um rechtliche Fragen der Haftung und der Fahrgastsicherheit. Da hier weiterhin ungeklärte Fragen bestehen, erscheint es für die Zukunft kombinierter Transporte sinnvoll, den Gütertransport exklusiv durch zusätzliche Abteile oder Anhänger an den Fahrzeugen des ÖPNV zu gewährleisten.
Impulsvortrag: Gütertransport und Öffentlicher Verkehr - ein historischer Abriss
Christian Vollrath, Fachhochschule Erfurt
Workshop III: Mensch versus Maschine: Wer ist besser in Gebietsschneidung und Tourenplanung?
Moderation: Prof. Dr. Nils Boysen, Danny Pilz und Kevin Sanow, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Nach seinem Vortrag am ersten Kongresstag präsentierten Prof. Dr. Nils Boysen und sein Team in einem Praxisbeispiel die Möglichkeiten von Gebietsschneidung und Tourenplanung mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. Die Teilnehmer des Workshops konnten dabei höchstpersönlich gegen die Computer antreten und ihre eigenen Vorschläge mit den digital erzeugten vergleichen. Die Übung sollte vor allem zwei Dinge praktisch aufzeigen: zum einen, dass der Mensch mit seinem jeweiligen Spezialwissen nicht vollständig durch Digitaltechnik zu ersetzen sein wird. Zum anderen, dass heuristisch arbeitende Systeme künstlicher Intelligenz in der Lage sind, mit sehr hoher Treffsicherheit und in sehr kurzer Zeit Lösungen für komplexe Berechnungen zu liefern. Dies ist mit Blick auf die weiterhin steigenden Mengen von Pakettransporten und immer knapper werdendes Fachpersonal also ein wertvolles Hilfsmittel und keine Infragestellung menschlicher Expertise.
Workshop IV: Aufbau von Ladeinfrastrukturen in gewerblichen Immobilien – Ihre Fragen in offener Diskussion
Moderation: Roland Esser und Simon Preiser, The Mobility House AG
Die Moderatoren des Ladeinfrastrukturanbieters The Mobility House gestalteten einen sehr offenen Workshop, der sich inhaltlich vor allem auf die Fragen und den Diskussionsbedarf der teilnehmenden Zuhörer konzentrierte. Schnell wurde deutlich, dass ein zentrales Problem beim Aufbau von Ladeinfrastruktur gar nicht direkt mit dieser zusammenhängt, sondern mit der Tatsache, dass viele gewerbliche Immobilien nicht gekauft, sondern gemietet werden. Die entsprechenden Fragen der Aushandlung zwischen Mieter und Vermieter sowie die Tauglichkeit mobiler Ladealternativen wurden eingehend diskutiert. In der Zukunft müssten vor allem die Vermieter ein Interesse daran haben, durch das Anbieten von Ladeinfrastruktur ein attraktiveres Angebot zu schaffen. Weitere kritische Themen, die im gemeinsamen Gespräch behandelt wurden, waren die Personalknappheit bei Elektroinstallationsfirmen, das Lastenmanagement für Immobilien in Mischnutzung sowie die langen Bearbeitungszeiten bei den Netzversorgern.
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